Der Sarstedter Handball trauert um ein Urgestein

Die Handballabteilung des TKJ Sarstedt nimmt Abschied von Jürgen Reinecke.

Der langjährige Schiedsrichterwart unserer Handballabteilung und Unterstützer und Helfer des Sarstedter Handballs ist überraschend verstorben. Die Handballerinnen und Handballer des TKJ sind voll Trauer und Schock, da er noch wenige Tage vor seinem Tod wie selbstverständlich für uns aktiv war. Wir möchten an Jürgen Reinecke und seine Bedeutung für uns erinnern.

 

Viele von uns, insbesondere die jüngeren Handballerinnen und Handballer, kennen Jürgen von Anfang an als den grauhaarigen, sanften Schiedsrichter mit der Halbrund-Brille und den uralten, hohen Känguruleder-Schuhen, die er erst vor kurzer Zeit widerwillig gegen neumodische Handballschuhe eintauschte. Viele haben ein weiteres Markenzeichen von ihm im Kopf, wenn sie an ihn denken: Jürgen in der Pause auf der Tribüne oder vor der Halle sitzend, an den riesigen Füßen die Adidas-Badelatschen, die möglicherweise noch älter waren als die Känguru-Lederschuhe. Dazu natürlich die obligatorische Zigarette, die ihn fast immer begleitete.

Als die Handballabteilung im letzten Jahrzehnt größer und größer wurde, übernahm er als echtes Urgestein der Handballer in und um Sarstedt das Amt des Schiedsrichterwartes. Er war derjenige, der sich vehement und ausdauernd für Ausbildung an der Pfeife und die Wertschätzung des Schiedsrichtertums einsetzte. Alle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter kannten seine in aufwändiger Arbeit am Computer getippten Schiedsrichterpläne, voll von kryptischen Abkürzungen, die er allen austeilte und dann noch schräg abfotografiert in die Schiedsrichtergruppe stellte. Manch einen Schiri der jungen Generation brachte er somit durch seine Ahnungslosigkeit in Bezug auf das digitale Zeitalter zur Weißglut. Doch er war mit sich und den anderen immer geduldig, bis alle Spiele besetzt waren. Wenn dies nicht gelang, fuhr er eben selbst mehrfach am Tag los und pfiff.

Jedes Jahr zog er durch die Jugendmannschaften, um seine Gruppe zu vergrößern und neue Spielerinnen und Spieler für das Pfeifen zu gewinnen. Penible Trainer in Sorge um ihre wertvolle Trainingszeit brachte er mit den Worten „Ich brauch nur 3 Minuten!“ zu Trainingsbeginn in Rage. Im Nachhinein waren es mit Blick auf die vielen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in unserer Abteilung sicher gut investierte Sekunden.

 

Neben den offiziellen Tätigkeiten als Schiedsrichtwart war Jürgen für viele von uns eine der lieben Seelen der Abteilung. Ob beim Handballcamp, auf dem er Essen besorgte, die Küche putzte, sich um Helferinnen und Helfer kümmerte. Ob beim Jugend-Cup am Grill oder als Orga-Mithilfe. Ob als Aushilfe beim Mini-Training. Ob als Schiedsrichter bei Auswärts-Testspielen, weil die Gastmannschaft keinen Schiedsrichter stellen konnte. Jürgen war immer mit Überzeugung, Einsatz und Herzblut dabei. Er wäre einer von denen gewesen, die man nachts um 3 mit folgendem Anruf hätte wecken können: „Jürgen, wir haben in 12 Stunden einen Jugend-Spieltag auf dem Beachplatz. Leider sind die 150 Tonnen neuen Sandes, die wir bestellt haben, gerade erst auf einem großen Haufen geliefert worden. Wir brauchen deine Hilfe.“ Er wäre aufgestanden, hätte sich auf den Bagger gesetzt oder die Schaufel genommen, und hätte erst geruht, wenn die Jugend ihren Spieltag hätte durchführen können.

Doch er war nicht nur einer derjenigen, die hier und jetzt anpacken konnten, er war euch einer derjenigen, die vorausdachten: Vehement erinnerte er seit Jahren daran, doch die Planungen für die Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Handballsparte des TKJ nicht zu spät zu beginnen. Dies ist im Jahr 2024 soweit. Die Planung und Durchführung werden nun ohne ihn stattfinden.

 

Mit Jürgen verliert der Sarstedter Handball auch die Verbindung zu einer anderen Generation. Er war der letzte der Handballer der 70er-, 80er- und 90er-Jahre, der sich aktiv für die Generation nach der Jahrtausendwende einsetzte. Auch wenn er damals seine Schuhe auch für Rot-Weiß Ahrbergen und nicht den TKJ schnürte, blieb er der Handballregion Sarstedt treu. Nach der Neugründung der Zwooten Herren vor wenigen Jahren lief er sogar mit Anfang 60 noch einmal für uns auf, schemenhaft konnte man handballerisches Verständnis, blinde Kooperation mit dem Kreis und weiteren Mitspielern und die Wurfgefährlichkeit in ihm aufblitzen sehen, die ihn einst so stark gemacht hatten.

Mit der fast vollständigen Pause im Handball in Sarstedt und Umgebung nach der Blütezeit vor 30 Jahren brach auch eine Schicht an Unterstützern weg, die uns hier und da nach wie vor fehlen. Jürgen hat diese Lücke großartig gefüllt. Er kannte alles und jeden, hatte immer Ideen oder „einen Kumpel von damals“, der uns unterstützen könnte. Aus diesem und vielen weiteren Gründen war er auch ein wichtiges und wertvolles Mitglied der Förderinitiative, die versucht, der Trainerschaft mit organisatorischer Unterstützung den Rücken freizuhalten. Erhebliche Anteile der Kontakte zu Sponsoren, Unterstützerinnen und Hilfen entstammen seinen Ideen.

 

Die letzte Nachricht, die er in der Whatsapp-Gruppe unserer Trainerschaft hinterlässt, charakterisiert ihn gut als stillen, eifrigen Helfer, der die Sache an erste Stelle stellte und seine Person zurück. Sie beantwortet den Dank für die Küchenrenovierung und beginnt mit den Worten: „Ich möchte die Lorbeeren weitergeben, besonders an…“

 

Jürgen Reinecke hinterlässt im Sarstedter Handball viel zu früh eine große Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird.

 

 

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